Flughafen Tegel

Wochenende. Wir müssen raus. An die frische Luft. Irgendwo, wo es nicht so voll ist. Das ist der Plan, aber Vorschläge gibt es wenige. Mein Mann schlägt den Flughafen Tegel vor. Da wollte er schon immer mal mit dem Fahrrad hin. Ich finde den Gedanken toll. Die Kinder maulen. Sie können sich weder vorstellen, dass ein leerer Flughafen spannend sein kann, noch, dass der Weg gar nicht so lang ist. Die Möglichkeit auf die Aussichtsterrasse zu gehen und sich die parkenden Flugzeuge anzusehen, motiviert sie dann aber doch.

Der Weg ist noch kürzer als wir dachten und wir kommen am leeren Flughafen an. Wir schließen die Fahrräder ab und machen uns auf den Weg zu den Terminals. Die Leere ist bizarr. Keine Autos, kaum Geräusche, keine Menschen. Es gibt nur ein paar wenige Besucher, die ähnlich wie wir, die letzten Tage von Tegel fotografieren. Tegel wirkt wie eine verlassene Filmkulisse, weil der Film abgedreht ist.

Nachdem wir gelesen haben, dass die Besucherterrasse geschlossen ist, fragen wir zwei junge Polizisten, die dort Streife gehen, ob sie wissen, wo man einen guten Blick auf das Rollfeld hat. Sie begleiten uns und wir suchen gemeinsam. Viel finden wir nicht, denn sie haben keine Ahnung, wie wir schnell feststellen. Das ist aber egal. Mit zwei bewaffneten Polizisten durch den Flughafen zu streifen, treppauf, treppab nach Aussichtsfenstern zu suchen und ein wenig über die Stille zu plaudern, ist auf befremdliche Weise toll.

Irgendwann trennen sich unsere Wege wieder. Ich will einmal den leeren Terminalrundgang ablaufen. Die Monitore an den Decken spulen stumm ihre Werbefilmchen ab. Darunter die Kinder, die Räder schlagen oder mit dem mitgebrachten Seil springen. Wir werfen uns Bälle zu und bedauern keine Inlineskates dabei zu haben. 

Weil es warm ist, wollen wir zum Abschied alle ein Eis. Ein Terminal ist offen. Das hat uns einer der Polizisten gesagt. Dort gibt es auch ein offenes Geschäft. Wir gehen hin. Gerade ist eine Maschine angekommen. Vereinzelt kommen uns Leute mit großen Koffern entgegen. Wir haben aber nur Augen für den Zeitschriftenladen, bei dem es auf alle Süßigkeit 50% Rabatt gibt. Das lohnt sich. Essen tun wir draußen, in der Sonne. Dort wo normaler Weise Taxen stehen, es nach Abgasen und Kerosin stinkt. Hier sitzen wir in der Sonne und genießen die Ruhe und das Eis.