Freitag beim Einkaufen: Mein Jüngster ist dabei und hilft mir. Wir brauchen verschiedene Sachen, unter anderem Toilettenpapier. Es gibt keins. Wir waren in vier Geschäften. Die Regale sind leer.
Zum Glück gibt es hier in der Nähe mindestens zehn Läden, wo wir welches bekommen könnten.
Wir gehen in den fünften Laden und ich schicke meinen Sohn, er soll nach Toilettenpapier schauen, während ich nach anderen Sachen suche. Er fragt eine Verkäuferin, die sagt, es gäbe noch welches,
aber nur an den Kassen. Eigentlich ist es hinter den Kassen. Sie haben es in Sicherheit gebracht, sagt die Verkäuferin, weil sich die Leute darum gestritten haben. Die Marke Toilettenpapier kaufe
ich sonst nicht. Es ist das teuerste. Die Verkäuferin fragt, ob ich es trotzdem haben will. Ja, ich will. Heute ist der Preis egal. Wir können uns das leisten.
Als ich noch nach zwei Packungen Schupfnudeln greife (weil eine Packung zu wenig für uns vier Personen ist) und die Dame neben mir, die auch welche haben möchte, freundlicherweise zwei Schritte
zurücktritt und mir den Vortritt lässt, rechtfertige ich mich für die Menge. Alles was die Menge von eins überschreitet und vor der Pandemie normal war, sieht heute gierig aus. Unangemessen.
Unsolidarisch.
Bemerkenswert, wie die Umstände mein Denken beeinflussen, denke ich. Den Wocheneinkauf habe ich immer am Wochenende gemacht. Das war immer ein Großeinkauf. Hamstern und auf Vorrat kaufen - das
wird heute irgendwie sehr nah beieinander, denke ich. Wer weiß schon, wie viele Menschen in einem Haushalt leben?
Wir sind zu fünft, sage ich zu der Dame, die vor dem Regal mit den Schupfnudeln wartet. Die Kinder lieben sie mit Apfelmus, ergänze ich. Sie lächelt mich an und sagt, sie seien zu sechst, drei
fast erwachsene Jungs und ein Mädchen, die essen was weg.
Die Damen nimmt sich zwei Packungen. Ich schaue sie ungläubig an und überlege, eine meiner Packungen zurückzustellen, aber ich tue es nicht.