Die Kinder sind im Bett. Mein Mann schläft. Ich habe die Küche aufgeräumt, die trockene Wäsche ab- und die nasse aufgehängt. Der Tag war voll, obwohl ich das Gefühl habe, nichts geschafft zu haben. Das stimmt nicht halte ich jetzt fest. Ich habe drei Mahlzeiten zubereitet. Die Kinder in ihre Lernzeit organisiert und ihnen geholfen, wenn sie Fragen hatten. Ich habe zugesehen, dass sie sich am Nachmittag bewegen, ein wenig frische Luft bekommen. Ich war einkaufen, habe das Bad gesaugt und zwischendurch am Telefon gehangen, die sozialen Medien bedient und geschrieben. Wäre mein Mann gesund, hätte er in seinem Zimmer gearbeitet.
Ich bin ko und denke auch daran ins Bett zu gehen. Im Hintergrund läuft Musik. Sonst ist es still. Statt ins Bad zu gehen, setze ich mich aber an den Küchentisch und schaue auf die Zeitung, die noch dort liegt. Ohne sie zu lesen, schweift mein Blick über die Buchstaben. Das eine oder andere Wort bleibt hängen und wird wieder vergessen. Ich kann nichts mehr aufnehmen. Die Musik hat mich umhüllt und ich will nicht aufstehen. Ich will diese Ruhe genießen. Alleinsein. Auch ohne Information. Es ist die Vernunft, die am Ende siegt und mich aufstehen und zu Bett gehen lässt. Mir fallen die Worte meiner Tochter ein, die nach dem Mittagessen sagte: Und heute klatschen wir auch für Mama.
Wie selbstverständlich die stereotypen Rollenbilder von Mann und Frau wieder auftauchen, denke ich und schlafe ein.